Ja, es ist mal wieder soweit, es steht einer der konvenienten Brückentage vor der Tür, bei dem man das eigene Wochenende – so man ein solches üblicherweise arbeitsfrei gestaltet – durch einen Feiertag und einen freien Tag erweitern kann. Speziell an diesem Feiertag (dem 1. Mai) ist der Brückentag sogar eine Notwendigkeit, weil alle deutschen Männer, die dem christlichen Glauben nicht zugetan sind (es wird Christi Himmelfahrt gefeiert), diesen Tag als Herrentag oder Männertag begehen.
Die übliche Zelebrationstradition sieht vor, dass sich Männer per pedes oder ggf. auch Fahrrad in die freie Wildbahn begeben und den ganzen Tag lang alkoholische Getränke zu sich nehmen, bis sie weder per pedes noch Fahrrad den Weg nach Hause finden.
Am darauffolgenden Tag schlafen diese Männer dann – ebenfalls aus Tradition – ihren Rausch aus, weshalb dieser Tag für die Wirtschaft, die noch immer zu großen Teilen auf männliche Arbeit angewiesen ist, eh hochgradig unproduktiv sein wird.
Einige Männer werden vielleicht beim Blick auf den Kalender vor Schreck kurz einen Herzstillstand erlitten haben, weil dieser möglicherweise den kommenden Sonntag (4. Mai) als Muttertag ausweist. Diese Gruppe sei beruhigt, denn in der Tat ist dies ein Fehler, der Muttertag findet wie üblich am zweiten Mai-Sonntag und damit am Pfingstsonntag (11. Mai) statt. In der Tat ist der Muttertag nicht gesetzlich festgelegt sondern eine Einigung der Wirtschaftsverbände (die ja auch am meisten davon profitieren). Die haben sich in diesem Jahr gestritten, weil Muttertag und Pfingsten nicht auf einen Tag fallen sollten (schlechte Umsätze für die Blumenindustrie), was den anderen aber egal war (so oder so ähnlich). Man hat sich final dann doch auf die klassische Regelung des zweiten Sonntag im Mai geeinigt, aber offenbar erst nachdem die Kalenderproduzenten schon erste Exemplare gefertigt hatten. (Hab’ ich so im Fernsehen gesehen und Wikipedia sagt’s auch). Übrigens: Der Muttertag wurde 1922 vom Verband Deutscher Blumengeschäftsinhaber etabliert und später von den Nationalsozialisten ideologisch aufgeladen. Wer hätte das gedacht?
Unabhängig davon, ob’s genau so stimmt oder nicht, ist es doch faszinierend zu hören, von welchen Interessen die Gestaltung unseres Kalenders abhängen. Schon allein deshalb sollte man vielleicht darüber nachdenken, den Muttertag eigenmächtig eine Woche vor- oder nachzuverlegen. Und das Geschenk dafür dann auch selbst zu basteln.
Ich für meinen Teil werde den 1. Mai als den Feiertag begehen, als den ich ihn kennengelernt habe und das wäre der “Tag der Arbeit“. Und folglich werde ich genau das tun: Arbeiten. So wie wahrscheinlich Millionen anderer Menschen, die dafür sorgen, dass sich die Welt weiterdreht, während andere sich wünschen, sie würde sich weniger drehen. Prost!