Sag’ mal Freitag, wenn das keiner sieht, was wir hier machen, für wen mach’ ich’s dann? Für wen denn? Ich mein’, das ist doch gut was wir hier machen, das ist doch gute Arbeit, oder? [..] Freitag, das muss doch jemand sehen, wir müssen’s doch reinstellen, das muß doch nach Youtube, das muß.., das ist doch für alle da. Wenn schon kein Schiff vorbeikommt, wo ist denn jetzt der Mann von Google Earth? Muß man doch mal winken: “Hallo lieber Google-Mann, der Google-Mann, hallo, hier sind wir, hier sind wir, wir machen gute Arbeit! Ich weiß gar nicht Freitag, seit Gott nicht mehr da ist, für wen mach’ ich’s denn?
“Für wen Mach ich das” aus dem Album ‘Das Robinson Konzert’
Rainald Grebe ist ein Vertreter der sehr heterogenen Sparte Musik-Comedy (oder Musikkabarett) und damit insbesondere in den letzten 10 Jahren graduell immer mehr aufgefallen. Rainald Grebe gibt es solo oder zusammen mit der Kapelle der Versöhnung. Seine Präsentation ist eine Mischung aus gesprochenem Wort, musikuntermaltem Rezitativ (vergleichbar mit Hagen Rether) und thematischen Liedern (ähnlich wie Bodo Wartke). Letztere sind sprachlich geschliffen und entfalten ihre Wirkung meist aus assoziativen, gedanklichen Stolpersteinen. Grebe ist nicht nur einfach lustig, er beherrscht eine Bandbreite von kontrolliert nachdenklich albern bis bewußt dem Wahnsinn nachempfunden. Damit steht R. Grebe meiner Meinung nach symptomatisch für ein neues, aufgeklärtes Unterhaltungsbedürfnis des neuen Jahrtausends, wo einfach nur lustige Liedchen wie sie z.B. Maik Krüger oder Otto in den 1980ern bringen konnten, nicht mehr ausreichen. Thematisch beackert Grebe das weite Feld der Gesellschafts- und Gegenwartskritik und entwirft dazu häufig Charaktere wie Dörte, Bengt oder Bernd, an denen er sich gekonnt abreagiert. Berühmt ist er auch ob seiner Hymnen für die Bundesländer Thüringen, Sachsen und Brandenburg, ein Ausdruck von Grebes Affinität für Ostdeutschland, obwohl er selbst in Köln geboren wurde. Den starren Blick ins Publikum oder die meist überraschenden Wechsel zwischen laut und leise kann man dabei wohl als Markenzeichen verstehen.
Grebe ist regelmäßig mit seinen Programmen in ganz Deutschland unterwegs, wirft jährlich mindestens eine Platte auf den Markt und bleibt auch dem Medium Fernsehen gewogen. Allerdings, Berichten zufolge ist Rainald Grebe als Live-Erlebnis mit nichts zu vergleichen. Auf YouTube kann man seine diversen Machwerke bestaunen, was, wenn man ihn denn noch nicht persönlich erlebt hat, für die Initialzündung schon ausreichend ist. Lange Zeit war Rainald Grebe eine Art Geheimtipp unter den komischen Talenten der Republik, doch mittlerweile hat sich seine Popularität ja schon bis ins öffentlich-rechtliche Fernsehen herumgesprochen und er ist durchaus massenkompatibel.
Was genau das Faszinierende an Rainald Grebes Performanz ist, kann man nur schwer beschreiben, darum kann ich nur jedem nahelegen, einen oder zwei Blicke zu riskieren oder eine der diversen verfügbaren Platten zu erstehen. Für mich ist Rainald Grebe ganz große Kleinkunst. Sein letztes Album “Das Hong Kong Konzert” ist im August 2009 erschienen.
Die folgenden Videos zeigen die Laudatio von Jochen Malmsheimer für Rainald Grebe beim bayerischen Kabarettpreis 2009 sowie dessen Auftritt im Anschluß.