Heute mal wieder ein bißchen Schelte, es geht um das neue Kopierschutzsystem der Firma Ubisoft. Der Publisher ist mir eigentlich vorher nur positiv aufgefallen, sie haben tolle Spiele geliefert (Die Siedler, Rayman, Prince of Persia), viel Innovatives was an den Kassen nicht immer gewürdigt wurde (XIII, Beyond Good and Evil) und waren für meine Begriffe ein vorbildlicher Publisher. Damit ist es nun offenbar vorbei.
Beginnend mit Silent Hunter 5 und Assassin’s Creed 2 hat Ubisoft auf dem PC ein Kopierschutzsystem eingeführt, welches nicht nur einen Online-Account bei Ubisoft voraussetzt (genaues Monitoring was wann wie oft gespielt wird) sondern während des gesamten Spieles eine “Breitband-Internetverbindung” fordert. Verliert der Rechner die Verbindung ins Netz, bleibt das Spiel stehen bis man wieder verbunden ist oder man verläßt es. Außerdem werden Speicherstände online gespeichert und nicht auf dem heimischen PC. Dreist wie man offenbar heute in der Branche sein muss, will man dem Spieler das Ding mit folgenden Features verkaufen: 1. Man kann ohne Datenträger das Spiel an beliebig vielen PCs spielen. 2. Da die Savegames online gespeichert werden, stehen sie an jedem Ort, wo das Spiel installiert ist zur Verfügung. Nun weiß ich nicht, wie das beim Rest der Welt aussieht, aber ich habe nur einen Spiele-PC zur Verfügung (und kenne auch niemanden, der z.B. im Büro spielen darf) und da ist das Spiel drauf. Ein Bericht auf golem.de zeigt per Video, wie das dann in Realität aussieht.
Wie bei allen komplexen technischen Systemen, versagte auch dieses gleich am ersten Tag, die Authentifizierungsserver waren überlastet und die Menschen konnten ihre teuer erkauften Spiele nicht spielen. Ihrem Ärger machten die Käufer dann in diversen Foren und Beiträgen Luft (man beachte z.B. die Bewertungen bei Amazon für AC2 und SH5). Auch eine Petition dagegen läuft schon, einen Crack für beide Spiele scheint es derzeit noch nicht zu geben, weil eben an vielen verschiedenen Stellen im Spiel Code online nachgeladen werden muss und diese Stellen muss man erstmal finden. In der aktuellen Computerbild Spiele (ja, ich weiß, schlechte Quelle) steht, dass auch EA einen ähnlichen Schutz praktizieren will (aber tun sie das nicht schon seit Spore??). Auch das diesen Monat erscheinende “Die Siedler 7” soll nun diesen Mechanismus haben, er soll für alle kommenden Produktionen auf dem PC obligatorisch sein.
Nun verstehen die Vernünftigen sicher noch, dass der Kampf gegen die Piraterie durchaus Maßnahmen erfordert, aber offenbar sind die Publisher was das angeht ähnlich unkreativ wie die Musikindustrie: Sie ziehen Schützengräben. Und die hat’s ja dann auch noch gelernt, DRM bei Musik ist nur sehr subtil noch vorhanden.
Für mich steht erstmal fest: AC2 bleibt für unbestimmte Zeit von meinem virtuellen Regal ausgeschlossen, auch auf die Siedler hatte ich mich sehr gefreut. Aber nicht unter diesen Umständen. Nicht nur, dass es mich ärgert mittlerweile für Downloadversionen von Spielen (z.B. über Steam) den vollen Ladenpreis zu bezahlen, jetzt muß ich für Einzelspieler-Spiele – denn für Onlinespiele wär’s ja nachvollziehbar – auch noch permanent das Internet frequentieren. Bei Steam (und jedem anderen Online-Spiele-Service den ich nutze) gibt’s immer einen Offlinemodus. Ganz allgemein verstehe ich aber immer noch nicht, was sich die Spielefirmen davon erhoffen. Vekaufen sie damit wirklich mehr Spiele in den kritischen ersten 4-8 Wochen? Oder ist es nicht vielmehr so, dass nur Wenige voll für ein Spiel bezahlen, dass sie nicht kostenlos herunterladen können, viele aber bewusst die Finger von derart eingeschränkter Software lassen? Zum Budgetpreis kann man sich das dann ja nochmal überlegen. Ich denke, da wird noch ein Branche mächtig auf die Nase fallen bis der Lerneffekt einsetzt. Auf meinem Wunschzettel steht jetzt zumindest erstmal nur noch Bioshock 2. Oder ich gucke mal in meinem umfangreichen Archiv nach. Pech für Ubisoft!
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