Fürwar, ich entbiete Grüße an die versammelte Geekheit und das verehrte Nerdtum!
Auch die Gilde der Medienbildner sei willkommen geheißen, so dies nicht der Redundanz anheim fällt.
Seher und Schreiber berichten uns, dass also in den Vereinigten Staaten jenseits des großen Wassers das sagenumwobene iPad erschienen sei. Es ersetze die Laute, das Pergament, so manches Kinderspiel gar. Man solle sogar an des Priesters statt in der Lage sein, unsichtbares Wissen aus der Luft zu sehen, so man seine Hand über das magische Glas zu bewegen versteht.
Und es schicken sich Millionen an dem heiligen Jobs zu huldigen, der mit Hundertausenden der Wunderplatten vom ‘Infinite Loop’ stieg und sie seinen Schäfchen im Tausch gegen einen Heidenberg von Talern überlies. In nicht allzu ferner Zukunft vermag das Wunder auch die hiesigen Gefilde zu erreichen. Allerdings wird es nicht die gesammelten Schriften unserer Sprache enthalten. (Die Verhandlungen mit den Verlagen für deutsche eBooks laufen wohl noch.) Schon unlängst predigte ich euch, meinen Jüngern, von den Werken des Einen und äußerte meine bescheidenen Gedanken.
Doch erst vor wenigen Tagen kündigte seine Eminenz ein neuerliches Wunder an, welches er im Sommer und Herbst zu vollbringen gedenkt. Er nennte es das iPhone OS 4. Es soll viel Neues bringen, wie die heilige Schrift berichtet. Als da wäre das magische Multitasking, viele Gelehrte haben desssen Fehlen an früheren Wundern der Bruderschaft des Apfels kritisiert. Blasphemie rufen da die einen und die Anderen schütteln wie zur Warnung ihre Android-Reliquien. Aber, sehet, schon bald soll man problemlos in magischen Schriften blättern können während gleichsam der Minnesang im Hintergrund weiter zu hören ist und man flugs zu weltlichen Apps fortschreiten kann ohne die alchemistische Energiequelle unnötig zu belasten. Ein Heide, wer hier nicht das Werk des Einen erkennet!!
Ferner höret vom Zauber der Ordner, den Neuerungen beim Empfangen der göttlichen Psalme genannt Mail mit unbegrenztem Exchange. Und mit den geheiligten iAds soll die Botschaften des Einen und seiner Jünger auch in den entlegensten Winkel der Welt gebracht werden ohne sie in Gänze von ihrem Tun zu entbinden, auf das sie all möglichen Tand erstehen. Oh, ihr Sünder der Konvenienz, tut Buße!!
Doch, liebe Brüder und Schwestern, wir vernehmen auch die Mißtöne im Volke. Ja, wir sorgen uns um euren Seelenfrieden im Angesicht des neuen Götzen. Von mangelnder Freiheit im Wahl des magischen Pergaments wird gesprochen. Viele kritisieren die Weisheit der Brüder des Apfels mit der sie über unser Wissen wachen, einige unter uns zweifeln gar ihren Glauben an? Allein wes Grundes sei man zu der Verwendung des iPads genötigt? Und ist der Preis des Wunders mitnichten maßvoll?
Und so zweifele auch ich, die Freude über diese neuerlichen Wunder wird getrübt. Vor allem unser freier Bruder im Geiste Cory Doctorow wirft ernsthafte Zweifel auf, wenn er verkündet:
Gadgets come and gadgets go. The iPad you buy today will be e-waste in a year or two (less, if you decide not to pay to have the battery changed for you). The real issue isn’t the capabilities of the piece of plastic you unwrap today, but the technical and social infrastructure that accompanies it.
If you want to live in the creative universe where anyone with a cool idea can make it and give it to you to run on your hardware, the iPad isn’t for you.
If you want to live in the fair world where you get to keep (or give away) the stuff you buy, the iPad isn’t for you.
If you want to write code for a platform where the only thing that determines whether you’re going to succeed with it is whether your audience loves it, the iPad isn’t for you.
Und so fürchte ich, liebe Brüder und Schwestern, dass die Menschen wohl ob des Wunders des magischen Glases dieses übersehen: Nicht die Frage des Geldes ist diejenige welche, nein, auch nicht die Frage der Konfession oder welchem Götzen man zu huldigen versteht sondern die des freien Austauschs, des Teilens untereinander, welches keiner der Götzen vermag. Der Herr speiste Zehntausende mit Fischen und Broten, die sich wundervoll durch Seine Hand vermehrten. Nun ist die wundersame Vermehrung auch für die Schriften, für die Künste, das Bild und die Musik und allen Wissens in greifbarer Nähe. Doch das magische Glas der Bruderschaft des Apfels – und nicht nur diese – will uns dieses Wunder vorenthalten, will es kontrollieren und uns dafür schröpfen. Wie Bruder Doctorow erklärt, ist der Tausch und das Teilen von erworbenen Schriften Kommunikation, es ist Sozialisation und existiert seit den Frühesten unserer Väter. Wir nennen es unsere Kultur und bestimmen selbst ihren Lauf.
Wohl nur Wenigen ist die Weisheit und der freie Blick in die Zukunft gegeben zu erkennen, was das iPad für unsere Kultur an Gutem und Bösen zu bedeuten vermag. Wollen wir also hoffen, dass die Übrigen die Weisheit dereinst erreicht. Lasset uns beten…
And now for something not so different:
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