Zusammen mit Überzeuger @danvers habe ich letzten Samstag “Making Games Talents”, eine (oder die?) Jobmesse der deutschen Computerspielindustrie in Zusammenarbeit mit der Zeitschrift “Making Games”, besucht. Einige der größten deutschen Spieleentwickler und -Verlage (aka Publisher, ich kapier nicht, warum es da immer so eine Deutschphobie gibt) stellten sich und ihre Spiele in kurzen Präsentationen und an Ständen vor. Es bot sich die Möglichkeit die anwesenden Personaler und Mitarbeiter mit Fragen nach Jobs, Voraussetzungen und Arbeitsbedingungen zu löchern. Und natürlich konnte man seine Bewerbung quasi persönlich zustellen.
All zu viel haben wir uns davon im Grunde nicht versprochen, da unser Studium ja nun mal geisteswissenschaftlich ist und man in der Branche erstmal primär künstlerische Berufe und eben Programmierer vermutet. Tatsächlich war schnell klar, dass in der Tat zuallererst händeringend von allen anwesenden Firmen Coder für die unterschiedlichsten Bereiche und Sprachen gesucht werden. Und natürlich Designer (Level-, Game-, 3D und was nicht alles). Mit Crytek, Related Designs, Keen Games und Spellbound waren klassische PC und Konsolenentwickler vor Ort; InnoGames, Big Point und Travian Games waren als Entwickler von Browserspielen vertreten und aus der eher jungen Riege der Entwickler für mobile Geräte war HandyGames am Platz.
Wie erwähnt durften sich alle Firmen in einem kurzen Vortrag vorstellen und Fakt ist, dass alle Vorträge auf einem annähernd gleichen, hohen Niveau gehalten wurden. Klar haben da die jeweiligen Marketing-Abteilungen auch Hand angelegt, denn – und auch das wurde schnell klar – Ziel war natürlich die potentiellen Mitarbeiter nach Strich und Faden zu hofieren. Während zu Gehältern erwartungsgemäß kaum konkrete Aussagen gemacht wurden – was ich wahrscheinlich in diesem Leben nicht mehr verstehen werde, weil es zum Einen dazugehört und zum Anderen doch gleich sämtliche Illusionen, die sich jemand machen könnte, korrigieren würde – überschlugen sich die Beiträge förmlich wenn es um Zusatzleistungen, Freizeitangebote, Teamgeist und die Arbeitsstätte (und -städte) ging. Die Aussage war klar: Wir brauchen euch dringend!*
Dabei wirkten leider nicht alle Beiträge auf mich sonderlich authentisch, der Versuch das Image des Unternehmens zu verkaufen war einige Male zu deutlich inszeniert, zumindest für meinen Geschmack.
Toll ist aber: Auch wenn Programmierung oder Design nicht Teil der eigenen Kernkompetenzen sind, gibt es die Möglichkeit in der Branche Fuß zu fassen. Auch Spielunternehmen haben Verwaltungsaufgaben, Rechtsberatung, Technik- oder Finanzabteilungen. Für Studenten der Mebi sind aber insbesondere Jobs als Community Manager (Betreuung der Spieler-Community, insbesondere bei Browsergames), im Support bzw. bei der Quality Assurance (u.a. Bugtracking) interessant. Technisches Verständnis bzw. Affinität zum Internet werden dafür üblicherweise vorausgesetzt, Erfahrung aus ähnlichen Szenarien (ich könnten mir Callcenter-Jobs vorstellen, wer schon Moderator in Foren oder so war hat Vorteile) sind wünschenswert. Man sollte sich klar machen, dass die Qualität des Studiums (insbesondere Titel und Abschluss) hier nicht so sehr von Bedeutung ist, sondern vielmehr, dass man sich mit Spielen auch nichtakademisch beschäftigt und Erfahrung im jeweiligen Tätigkeitsbereich hat. Und/oder bereit ist sich einzuarbeiten. Immer wieder wurde betont, dass man selbstständig arbeiten können, gleichzeitig aber ein guter Teamplayer sein sollte. Was natürlich nur auf die ersten drei Blicke wie ein Widerspruch klingt. Direkter ausgedrückt: Sei kein egoistisches Arschloch aber mach’ deine Arbeit selbst. Oder so.
Oft sind Praktika der obligatorische erste Schritt in die Spieleindustrie, die darin mehrheitlich eine Art Ausbildungsphase sieht. Praktika werden auch durch die Bank bezahlt und beinhalten wichtige Tätigkeiten, damit sich beide Seiten vom Gegenüber ein Bild machen können.
Noch ein paar Tipps für die Bewerbung:
- Man sollte die Spiele der Firma kennen, aber den Berufswunsch nicht mit Spielen begründen (Wichtig!).
- Gutes Deutsch und Englisch sind Pflicht, da byßt die Mouse keinen String up.
- Je mehr Sprachen desto besser! Aber das weiß man eh.
- Quereinsteigen ist zumindest in der deutschen Gamesbranche noch Usus. Also schnell, bevor sich das ändert.
Dieser Beitrag mag stellenweise etwas zynisch klingen, was nicht unbedingt allzu ernst zu nehmen ist, denn: Die Veranstaltung war sehr interessant, lehrreich und hat deutliche Jobperspektiven aufgezeigt, auch außerhalb der Kernaufgaben. Gleichzeitig war’s aber schon auch desillusionierend, für ganz frische Schulabgänger vielleicht noch mehr als für uns. Denn, so mein Eindruck, einige Firmen versuchen schon arg zu maskieren, dass man auch schuften können und wollen muss, dass es ums harte Geschäft und nicht nur um Spaß geht. Die Bedingungen scheinen gut, aber eben vielleicht doch ein bisschen zu gut. Wer sich aber schon fest vorgenommen hat, die Computerspieleindustrie zu bereichern, der glaubt nach diesem Tag vielleicht eher an das Zitat von Woody Allan:
“80% of success is just showing up”.
*(Wenn ihr ganz wirklich echt gut seid! Und das entscheiden eh wir.)