Ohne hier die ganze Diskussion nochmal aufzurollen, sollte man zum Verständnis dieses Beitrages wissen, dass die Medienindustrie, darunter insbesondere auch die Filmindustrie, der Meinung ist, dass die “illegale” Verbreitung von Filmen und anderem “Content” (aka Raubkopie) mittels Internet ihnen mächtig das Geschäft versaut. Dabei werden positive Aspekte der Verbreitung im Netz systematisch ausgeblendet, obwohl immer wieder Studien und andere Hinweise an die Oberfläche geraten, die nahelegen, dass 1. der bezifferte Schaden zumindest unter fragwürdigen Annahmen errechnet wird und 2. gerade Nutzer von Tauschbörsen und -diensten überdurchschnittlich viel Geld für mediale Machwerke ausgeben. Aber wer traut schon Studien. Denn außerdem herrscht, mittlerweile subtil verpackt, der Generalverdacht, dass alle potenziellen Konsumenten auch potenzielle Diebe sind. Darum gab es schnell relativ findige Studiobosse, die mit Kurzfilmen wie den folgenden behutsam auf das Problem hinweisen wollten:
Hart aber gerecht! Damit nervte man uns dann in Kinos und auf DVDs, wobei man in beiden Fällen am Überspringen des Beitrags effektiv gehindert wurde. Nach ein paar Jahren drang der Unmut dann offenbar bis in die PR Abteilungen vor und man entschied sich für eine revolutionäre neue Taktik: Anstatt dem Publikum pauschal vorzuwerfen, dass sie Diebe seien, könnte man sich ja einfach mal bedanken. Für das Geld, das Fans über Jahrzehnte gegeben haben, damit es der Branche aber so richtig gut geht. Das sieht dann so aus.
Aktuell bewerben die ProSiebenSat1 Media AG Â und Constantin Film ihr Publikum mit folgendem Machwerk.
Zweifellos etwas subtiler und pfiffiger verpackt fällt uns aber sofort auf, dass man offenbar wieder zum alten “Dudu, das darf man aber nicht”-Format inklusive Pauschalunterstellung zurückgekehrt ist. Und was haben alle diese Clips gemeinsam, liebe Leser? Richtig, alle diese Clips setzen das illegale Downloaden von Medien im Internet mit Diebstahl gleich. Warum das Dünnpfiff ist, habe ich schon in einem früheren Artikel versucht zu diskutieren. Was mich aber viel mehr nervt ist der Spruch “Wir beklauen dich doch auch nicht, oder?” Ich wäre mir da nicht so sicher. Wenn ich als großer Filmfan für ein und denselben Film im Kino einen Zehner hinlege (ohne Snacks), dann nochmal 20 € für die VHS/DVD/BluRay/NextBigFormat, dann möglicherweise nochmal, weil’s eine Collector’s/Special/Director’s Cut Edition gibt, die ich als Fan haben möchte, ich außerdem regelmäßig für einen DVD/BluRay Leihdienst löhne, Merchandising, also Videospiele, T-Shirts, Poster etc. kaufe und dann der Film nochmal im vom mir direkt (öffentlich-rechtlich) oder indirekt (Werbung) finanzierten FreeTV oder sogar im Pay TV (da ich HD gucke ist das quasi PayTV) läuft, dann kann man sich schon fragen, ob das nicht schon hinreichend nah am Diebstahl ist. Immerhin wird hier kontinuierlich für die selbe Leistung nochmal abgerechnet. Wenn ein Automechaniker ein Problem nur soweit reparieren würde, dass man eine Woche später wieder auf der Matte steht und nochmal für die Reparatur löhnt, dann würde man das vielleicht Betrug nennen. Der Vergleich hinkt? Möglich, vielleicht sogar genau so stark wie der Vergleich von Diebstahl zum Illegalen Download. Liebe Medienindustrie, der einzige Spruch, den ich als Werbung gegen illegales Downloaden im Netz akzeptieren würde, ist der: “Klau’ doch nicht, wir geben’s Dir legal”*
(*=und zwar ohne DRM, in meinem Wunschformat zum immer wieder Downloaden, zu einem vernünftigen Preis, der den Aufwand, den Film zu machen, zu enkodieren und zu hosten realistisch wiedergibt)
Disclaimer: Wenn Sie für Sarkasmus nicht empfänglich sind oder ihn schwer erkennen können, seien Sie bitte hiermit darauf hingewiesen, dass es sich bei diesem Beitrag genau darum handelt. Danke!