Ich hatte es ja angedroht, darum mach’ ich’s jetzt partiell: Die ersten beiden Tage re:publica aus der Nahaufnahme handlich verbloggt:
Tag Eins war durchaus spannend aber nicht so ergiebig: Nach langem Schlangestehen (offenbar eine schlaue Eventidee für den gelernten DDR-Bürger, die imho aber nicht ganz aufging)war der erste Talk für mich der Vortrag von Gunter Dueck, der erwartbar unterhaltsam und auch nicht ganz unsinnig war. In seinem ganz eigenen, partiell improvisierten Stil philosophierte Dueck über den Farbraum verschiedener gesellschaftlicher Gruppen und stellte ins Zentrum dessen die Forderung nach einem Metadiskurs über die Inhalte der immer gleichen Diskussionen um immer gleiche, scheinbar unveränderliche und -vereinbarende Standpunkte.Â
Danach berichtete Birgitta Jónsdóttir über Fort- und Rückschritte im Innovationsprozess der isländischen Demokratie, was teilweise etwas unstrukturiert wirkte aber grundsätzlich nicht uninteressant war. Allein die wiederholte Forderung an alle, sich in politische Prozesse einzumischen, weil Sie selbst als bestes Beispiel gelten könne, dass jeder dazu fähig sei, kann man vielleicht als zu idealistisch betrachten, weil Island ja nunmal auch ganz andere Rahmenbedingungen hat.
Gefühlter Höhepunkt des Tages für mich war das Gespräch mit Graham Linehan (bekannt als Autor von The IT Crowd und anderen brit. TV-Serien), das für Fans sicher unterhaltsam und – natürlich – sehr lustig war. Für alle anderen (das lässt sich aus dem restlos gefüllten Auditorium schließen) war es wohl aber Sacha Lobos Überraschungsvortrag, der auch unterhaltsam war aber mich ansonsten nicht so vom Hocker riss. Vielleicht gehöre ich da einfach nicht zur Zielgruppe, aber ich versuche das noch im Nachgang klarer zu analysieren.
Der zweite Tag war sehr viel interessanter, kaum ein Talk, der so richtig enttäuscht hätte. Los ging’s mit Johannes Kleske und den Maschinen, die uns ersetzen. So bald aber wohl nicht, diesen Text tippe ich zumindest noch selbst. Danach ging es im Viererpanel von Mercedes Bunz, Nishant Shah, David Berry und Cornelius Puschmann um Open Access und Digital Humanities, ein Thema, das sich als überaus komplex entpuppte und angemessen differenziert betrachtet wurde.
Beeindruckt hat mich besonders der Vortrag von Neil Harbisson und Moon Ribas über ein Leben mit technisch nach- oder aufgerüsteter Sinneswahrnehmung. Auch darüber werde ich noch detaillierter reflektieren, insbesondere im Kontext der aktuellen Aufarbeitung von Marshall McLuhan mit meinen Studierenden. Daran nahtlos an schloss der Vortrag Robot Ethics von Kate Darling, obwohl der Titel vielleicht auch hätte Empathy towards robots lauten können. So täuschte er ein wenig links an um dann rechts aber letztlich interessante Gedanken zum Umgang mit unserer teilautomatisierten Umwelt ins Tor zu schießen. Vielleicht überraschend viel Substanz (außer für den, der die Strukturale Medienbildung kennt 😉 ) hatte der Vortrag Cat Memes von Kate Miltner, die sich mit dem Internet-Meme ‘Lolcats’ und der dazugehörigen Community beschäftigt hat. Sehr spannend und vielleicht auch mal ein Ansporn für unsere Studierenden, sich nicht immer mit den ‘üblichen Verdächtigen’ zu beschäftigen. #zaunpfahl
Die meisten Talks findet man auch schon auf der re:publica YouTube-Seite, ich werde aber in einem größeren Abschlusspost (sicherlich erste einige Tage nachdem ich wieder daheeme und erholt bin) meine Lieblingssessions auch noch einmal versammeln. Denn anstrengend ist das Ganze trotz der interessanten Themen auch und da kommt es doch gelegen, dass der Donnerstag ein Feiertag ist. 🙂
An alle Zuhausegebliebenen: Habt ihr euch Vorträge live oder aus der Konserve angeschaut? Was hat euch gefallen, was mir entgangen ist? Â