Mit etwas Verspätung gibt’s den zweiten Teil meines Reiseberichts aus Rhodos. Zum Ende des ersten Teils waren wir auf einer Tagestour nach Lindos und Rhodos-Stadt, und nachdem wir Lindos bis zum Mittag gut geschafft haben, geht’s dann weiter nach Norden.Â
Auf der Fahrt nach Rhodos-Stadt erläutert die Reiseführerin die diverse Ortschaften, die wir durchqueren, auch einige Buchten und Strände, die von der Straße kaum oder nicht zu sehen sind und erzählt ein paar nette Anekdoten über die Geschichte der Insel. Dabei streut Sie geschäftstüchtig auch Hinweise auf andere Ausflugsziele ein, für die man noch einen Ausflug buchen könne. Man kann’s ihr ja nicht verdenken, Rhodos hat neben tollem Wetter durchaus auch viele Sehenswürdigkeiten zu bieten. Nach einer kurzen Stadtrundfahrt und einem noch kürzeren Fotoaufenthalt an der antiken Akropolis von Rhodos (die weit weniger eindrucksvoll ist als die von Lindos), verlassen wir dann doch noch den Bus für eine Wanderung in die mittelalterliche Stadt, Teil des UNESCO Weltkulturerbes seit 1988. Auch hier führt uns die Dame mit dem roten Schirm eloquent hinter die Stadtmauern, vorbei am Großmeisterpalast des Johanniterordens, der Ritterstraße und dem ehemaligen Ordenshospital, heute das archäologische Museum. Allerhand Straßenkünstler begegnen uns, aber sie werden eigentlich nicht geduldet und wechseln tatsächlich häufig die Standorte, wie mir später beim eigenen Bummeln noch auffällt.
Unsere Schirmdame zeigt uns zum Ende der Tour den Treffpunkt zur Abfahrt und führt uns dann in eine Taverne, bei der kalte Getränke bereitstehen. Offenbar hatte man sich erhofft, dass die Gäste vielleicht auch was essen möchten, dem ist aber nicht so, viele machen sich sofort auf die Gegend zu erkunden, so auch ich. Vorbei an allerhand Läden, Bars und Tavernen wandere ich einmal zur Süleymann-Pascha-Moschee, in die man aber offenbar nicht hinein kommt, ebenso wie in viele der Museen, weil Samstag ist. Entlang der Sokratesstraße drängeln sich die Menschenmassen in den Geschäften und Bars, überall sonst ist es eher ruhig. Ich wandere noch mal zum Palast, dann weiter zum Hafen, unterwegs sammele ich ein paar Souvenirs und Postkarten ein. Man hatte uns gewarnt, dass man im Rahmen des Ausflugs die Innenstadt nicht vollständig erkunden kann und das stimmt leider, nach einer kurzen Wanderung entlang der Stadtmauer und noch einem kleinen Snack erwartet uns der Bus wieder zur Rückfahrt, die ja auch wieder eine Stunde dauert. Klar ist, hier könnt man noch ein paar Tage zubringen, doch das muss ich mir für einen anderen Urlaub aufheben.
Der dritte Tag wird ein lauschiger Sonntag am Pool, weil der Strand hoffnungslos überfüllt ist. Stört aber wenig, es sind ja genug Pools da mit reichlich freien Sonnenliegen. Am Pool treffe ich ältere Eheleute aus Leipzig wieder, denen ich schon am Buffet begegnet bin und wir unterhalten uns ein wenig. Ansonsten bin ich wieder ausgestattet mit einem Pooltuch (immer blau), welches ich wieder im Tausch gegen die mächtige Pooltuchkarte erhalten habe und am Ende des Tages auch erneut zurück tauschen kann. Verliert man Tuch oder Karte kostet das 15,00 €. Doch der geübte Geek weiß eh: Man sollte immer wissen, wo sein Handtuch ist. 🙂 Außerdem im Gepäck: Wasser, Obst, eine Zeitschrift (der letzte Elektriospieler) und mein Kindle. Die drei Bücher, zwischen denen ich während des Urlaubs springe sind Xenocide, der dritte Band der Ender-Reihe, Anna, die Schule und der liebe Gott von Precht sowie Just a Geek von Will Wheaton. Nur eines davon werde ich durchlesen, weil man ja auch den Pool ausnutzen möchte, wenn man schon mal einen hat. Am Abend inspiziere ich mal den Fernseher, neben ZDF mit Untertitel, RTL und SAT 1 gibt’s allerdings fremdsprachliche Sender, sogar einige auf griechisch. Ich bleibe bei einem Bugs Bunny Marathon hängen und inspiziere dabei meine ersten 200 Fotos. Spät wird’s nicht, weil morgen in aller Herrgottsfrühe der nächste Ausflug nach Symi ansteht und ich um sechs aufstehen muss. Dachte ich zumindest…
Frisch geduscht, wieder mit voller Ausrüstung und OHNE Frühstück stehe ich pünktlich um 7:15 Uhr vorm Hotel und warte auf den Bus. Diesmal bleibe ich allein, niemand aus dem Hotel ist offenbar dabei. Als der Bus auch 15 Minuten über die Zeit ist denke ich noch an die mittelmeertypische Gelassenheit. Nur der Deutsche kommt pünktlich, der Grieche hat Zeit. Doch nach 45 Minuten erhärtet sich der Verdacht, dass was schief gelaufen ist. Ein Anruf bei der freundlichen TUI Hotline klärt auf, dass man mich offenbar vergessen hat. 🙁 Ein rechtzeitiges Ankommen am Hafen ist nicht mehr möglich und so fällt dieser Teil der Urlaubsplanung vollständig ins lauwarme Salzwasser. Ich bin zwar enttäuscht, will mir aber nicht den vorletzten Urlaubstag vermiesen lassen und gehe also erstmal entspannt wieder für ein Stündchen ins Bett. Nachdem Frühstück schnappe ich mir die Kamera und mache einen Rundgang durch den Ort. Mal abgesehen vom wolkenlosen Himmel, der kargen Landschaft und dem weiten Meer ist Rhodos auch ein Sinnbild für ein gebeuteltes Griechenland. Unweit des Hotels findet man Bauruinen und verlassene Häuser, die mal Hotel gewesen sein könnten. Ohne allzu politisch zu werden, außer dem Tourismus gibt es hier kaum Wirtschaft und die liegt sichtbar am Boden. Außerdem fotografiere ich noch Flora und Fauna, aber nach maximal einer Dreiviertelstunde in der prallen Sonne will ich dann doch wieder in den Schatten. Danach geht’s wieder an den Pool, wo die älteren Herrschaften schon eine Liege freigehalten haben. Jaja, die Deutschen unter sich. Und Österreicher lerne ich auch noch kennen. Nachmittags finde ich heraus, dass das Hotel noch ein Untergeschoß hat und ich erwerbe in diverse Souvenirgeschäften noch Mitbringsel. Bei einem Treffen mit Betreuerin Claudia kriege ich das Geld für den misslungenen Ausflug nebst Entschuldigung zurück. Dann wieder zurück zum Pool. Auch daran könnte man sich gewöhnen. Leider folgt dann schon das letzte Abendessen und ich genehmige mir einen sehr leckeren griechischen Rosé. Erst als ich die Rechnung kriege, stelle ich fest, dass das mit 14 € für eine 0,33 l Flasche auch ein sehr teurer Rosé war. Aber hey, morgen bin ich eh wieder auf dem Weg gen Heimat, da sollte man nicht kleinlich sein! Als ich wieder auf’s Zimmer komme finde ich eine Nachricht vor, dass mein Transfer morgen nachmittag zum Flughafen später stattfindet. Kurz danach klopft es an meiner Tür und ich bekommen ein Päckchen. Claudia entschuldigt sich nochmals für den misslungenen Ausflug und gibt mir eine kleine Auswahl an griechischen Gewürzen und Kräutern mit auf den Weg. Das finde ich einen sehr netten Zug, zumal ich ja wahnsinnig gern koche. Alles richtig gemacht! Eine wenig wehmütig verstaue ich schon mal einige Habseligkeiten in meiner Tasche und frage mich, wie ich den ganzen Kram eigentlich in den Koffer kriegen soll. Aber das wird ein Problem für den morgigen Abreisetag.
Der soll im Vergleich zur Hinreise durchaus ereignisreich werden, aber davon weiß ich am Morgen noch nix. Ich habe das Zimmer bis um 12, werde erst kurz vor fünf für den Rückflug per Bus abgeholt. Darum packe ich nach dem letzten opulenten Frühstück gemütlich meinen Koffer, nur um festzustellen, dass wegen diverser Mitbringsel sehr viel weniger Platz darin zu sein scheint, als noch vor 5 Tagen. Nur wegen guter Tetris-Kenntnisse und ein wenig roher Gewalt geht dann doch alles noch rein. Bis um 12 genieße ich noch meine Terrasse und lese noch eine Runde. Statt den Koffer selbst nach vorn zu rollen rufe ich kurz vor 12 an der Rezeption an und ein Mitarbeiter mit Wägelchen übernimmt den langen weiten Weg. 😉
Dann fläze ich mich gemütlich in die Lobby, Fotos gucken und lesen bis ein leichtes Hungergefühl einsetzt. Drei Restaurants könnte man aufsuchen, ich wähle das in Strandnähe und bestelle gemütlich einen griechischen Salat, so einen hatte ich noch gar nicht probiert. Das Restaurant ist top, wenn auch nicht ganz billig. Bei rauschenden Wellen nehme ich meine letzte griechische Mahlzeit ein und sinniere über den Rückflug. Wir werden erst gegen 22:00 in Hannover sein, eine Rückfahrt nach Magdeburg wird denkbar knapp, ist aber nicht ganz ausgeschlossen. Im Zweifel müsste man aber 6 oder 7 Stunden überbrücken und ich weiß nicht, ob ich die auf dem Flughafen oder Bahnhof verbringen möchte. Aber die Gedanken spüle ich erstmal mit Optimismus und einem Ouzo runter. Ich schlendere noch einmal über das Gelände, die Zeit ist wirklich wie im Flug vergangen. Dann ist es auch schon nachmittag und nach noch etwa einer Stunde lesen sammele ich meinen Koffer ein und begebe mich in Richtung Bus. Der kommt (wie erwartet) zwar nicht pünktlich, aber wenigstens kommt er überhaupt. Eine Stunde Fahrt zum Flughafen später verlasse ich den Bus und gehe voll gepackt zum Check-In. Habe eigentlich gestern schon online eingecheckt, aber der Koffer muss ja gescannt werden. Just als ich an den Schalter treten kann (die Schlange ist schon moderat lang) sieht die recht attraktive Dame dahinter etwas irritiert auf Ihren Bildschirm und nimmt mir meinen Ausweis ab. Dann geht über eine Dreiviertelstunde lang nichts mehr, offenbar ist das gesamte Computersystem ausgestiegen und auch an den anderen Schaltern von TUI staut es sich. Die Damen tauschen sich aus, schalten aus und ein, aber es hilft alles nichts. Als die Warteschlangen sich schon quer durch die ganze Halle in Richtung Ausgang schlängelt, beschließt man offenbar eine andere Software zu benutzen und den Check-in damit fortzusetzen. So kriegen zwar alle einen Platz im jeweiligen Flieger, aber nicht den, den sie gebucht haben, was später noch zu Spannungen im Flugzeug führen wird. Der restliche Prozess ist erschreckend entspannt, wir sind eigentlich noch gut in der Zeit, mit einer Verspätung ist noch nicht zu rechnen. Wir besteigen den Flieger und mein neuer Sitz ist am Notausgang, hat also reichlich Beinfreiheit. Yes! Andere sind weniger glücklich, weil offenbar Plätze doppelt vergeben wurden. In urdeutscher Manier beschwert man sich beim Bordpersonal, aber das verweist nur auf andere freie Plätze und will sich auf eine aber-ich-habe-doch-vorbestellt-Diskussion nicht einlassen. Zu Recht, noch ist Urlaub. Obwohl wir alle pünktlich da sind, fliegen wir nicht. Der Kapitän erklärt, dass wir auf Frachtpapiere warten müssen, die sich durch den Computerausfall verzögern. Das dauert zwanzig Minuten, dann geht’s los. Ich sehe allerdings meine Chance , noch heute Abend nach Magdeburg zu kommen, schwinden. Der Flug ist ereignislos (bis auf mächtige Turbulenzen in der zweiten Hälfte), das Essen ganz lecker und trotz Verdunkelung kann ich nicht schlafen.
Muss man aber auch nicht, so kann man das erleuchtete Dresden und Leipzig durch’s Bullauge sehen. Fliegen im Dunkeln ist recht cool. Dann landen wir in Hannover und beim gemütlichen Warten am Gepäckband wird mir klar, dass das mit dem Zug wohl nichts mehr wird. Ich fahre gegen elf mit der S-Bahn zum Hauptbahnhof und erkundige mich kurz, aber ich hatte Recht: Erst gegen sechs wird wieder ein Zug nach Magdeburg fahren. Also setze ich mich in den lokalen Mc Donalds, überlege, ob ich dort die Wartezeit verbringen will und beschließe dann beim Essen des wohl schlechtesten Fischmäc (der ja jetzt Filet-o-Fish heißt), den ich jemals hatte, dass ich mir schnell ein Hotel googlen sollte. Die üblichen Verdächtigen sind leider auch verdächtig teuer, doch dann finde ich das Cityhotel Thüringer Hof, das auch in Gehweite vom Bahnhof liegt. Mit Sack und Pack kehre ich da ein, das Einchecken dauert ewig lange, offenbar hatte der Mann an der Rezeption nicht mehr mit Besuch gerechnet. Das Zimmer ist dafür ziemlich cool und, anders als das Hotel von außen vermuten lässt, modern eingerichtet. Kann man auf jeden Fall weiterempfehlen. Ich nehme eine gute Mütze Schlaf, dusche gepflegt und wandere entspannt aber ohne Frühstück (weil’s extra gekostet hätte) um neun zum Bahnhof und reise per IC von der einen in die andere Landeshauptstadt.
Alles in allem war das für einen ersten Urlaub, der mich zudem erstmals nach Südeuropa und insbesondere Griechenland geführt hat, doch ziemlich gelungen. Ganz soviel Luxus braucht man vielleicht nicht jedes Mal und ein wenig mehr von der Insel hätte ich auch sehen wollen, was also einen Führerschein doch ganz nützlich erscheinen lässt. Aber so hat man andererseits einen Grund, Rhodos erneut zu besuchen. Aber die anderen griechischen Inseln sollen ja auch nicht schlecht sein. Wir werden sehen.
Und auch wenn ich für das kommende Jahr noch kein Ziel habe, steht schon mal fest: Der nächste Urlaub wird auf alle Fälle länger. g
Meine Fotos findet ihr in einem gutsortierten Flickr-Album und wer nicht selber durchklicken möchte, kann sich auf Youtube eine anspruchslose Diashow ansehen. Kalinichta allerseits!