Tim Schafer hat uns großartige Adventures gebracht. Zum Beispiel Monkey Island, Day of the Tentacle oder Grim Fandango, welches schon ganze 16 Jahre zurückliegt. Seit dem 28. Januar gibt es nun mit Broken Age erstmals wieder ein reinrassiges Point-and-Click Adventure vom Adventure-Urgestein. Ca. 87,000 Backer und meine Wenigkeit gaben Schafers Firma Double Fine dafür etwas mehr als 3 Millionen Dollar. Dann wollen wir doch mal schauen, was der Schafer seiner Herde mitgebracht hat…
Adventures sind tot, meinte man lange Zeit in der Computerspielbranche. Während heutige Spiele mit technisch aufwändiger Grafik protzen und Genre-Mixe komplexe Spielwelten und noch mehr Interaktionsmöglichkeiten vereinen wollen, sind Adventures nun mal simpel gestrickt. In einer meist zweidimensionalen Welt klickt man sich von Bildschirm zu Bildschirm, sammelt Gegenstände ein, unterhält sich mit zahlreichen NPCs und freut sich wie ein Schneekönig, wenn man quasi nebenbei eine gelungene Story vor sich entfaltet. Oder sie vor einem entfaltet wird. Manch einer verschreit dieses Genre, behauptet gar, es handele sich nicht um Spiele im eigentlichen Sinn. Und komplexe Erzählstrukturen oder emotionale Achterbahnen findet man mittlerweile auch in Rollenspielen, Jump’n’Runs oder Shootern. Braucht man also überhaupt noch Adventures?
Ja, ruft die nachwachsende Indieszene, denn viele junge Entwickler oder Studios und einige Größen von früher zeigen, dass das Gerücht vom Tod der Adventures doch reichlich übertrieben ist. Telltale Games (Back to the Future, Sam and Max, Walking Dead), Daedalic (Deponia Trilogie, Night of the Rabbit), Red Thread Games (Dreamfall Chapters) oder Replay Games (Leisure Suit Larry reloaded, Fester Mudd) zeigen, dass man sowohl gute Adventures entwickeln als auch erfolgreich verkaufen kann, auch wenn das in den seltensten Fällen sogenannte AAA Titel sind. Nuja, um Adventures allgemein soll’s aber gar nicht gehen, sondern um Broken Age Teil 1, das ich bisher etwa 3 Stunden lang gespielt habe. Und so beginnt es…
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Mars und Venus

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Der junge Mann Shay (Elijah Wood) lebt als scheinbar einziger Passagier auf einem Raumschiff, welches von einem Computer in der Rolle von Shay’s Mutter (symbolisiert durch die Sonne) und seinem Vater (als Mond) gesteuert und kontrolliert wird. Shay langweilen die immer gleichen Tagesabläufe, die für sein Alter zu kindische Beschäftigungstherapie und seine übervorsichtige Mutter-KI. All dem versucht er sich zu entziehen, während er entdeckt, dass auf dem Raumschiff noch ganz andere Dinge vor sich gehen.
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
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Form und Technik
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Visuell muss man allerdings sagen kann man sich kaum satt sehen. Alle Charaktere und Hintergründe sind handgezeichnet, somit hat Broken Age einen ganz eigenen künstlerischen Stil. Dabei bleibt es auch nicht ganz 2D, mittels Zoom und Parallax-Scrolling gerät die Welt erfreulich in Bewegung, so dass die liebevoll animierten Charaktere nicht vor starren Hintergründe agieren müssen. Die Stimmung wird perfekt unterstützt von Peter McConnells Soundtrack, selbst ebenfalls LucasArts Veteran, den ich auch gerade beim Schreiben im Hintergrund laufen lasse. Insgesamt wirkt Broken Age märchenhafter und fragiler als frühere Schafer-Spiele, die schon immer einen sehr eigenen Stil besaßen. Das kann man auch in den Action-Adventures Psychonauts oder Brütal Legend gut sehen, die Schafer während seiner P&C-Adventure-Abstinenz entwickelt hat. Richtig toll sind auch die Stimmen der diversen Charaktere, einige sind bekannter als andere, aber alle passen perfekt auf Ihre Figuren und da es auch in der aktuellen englischen  Version deutsche Untertitel gibt, sollte es kein Problem sein, der Handlung folgen zu können.Â
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Und natürlich fehlt der typische Humor ebenfalls nicht. Ob wir in die Probleme einer Ehefrau verstrickt werden, deren Mann wegen seiner Midlife-Crises einer Sekte beigetreten ist oder einen Baum dazu bringen müssen, sein Harz zu erbrechen, die Spielwelt strotzt vor Skurrilem und verdrehten Einfällen.Â
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(K)Ein Urteil?

Ich spreche auf alle Fälle eine Kaufempfehlung an alle aus, die Adventures zu schätzen wissen. Und wer noch nie eines gespielt hat, darf sich gern verzaubern lassen. Habt Ihr Broken Age gespielt oder ein anderes Adventure in letzter Zeit? Dann meldet euch in den Kommentaren gern zu Wort.
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