Eine kleines kritisches Triple über zwei Filme und ein Theaterstück. Namentlich geht es um den neuen Godzilla, Inside Wikileaks – die fünfte Gewalt und die Magdeburger Inszenierung von Das Streben nach Glück.
Voll verstrahlt
Aktuell kann man sich im Kino die zeitgenössische, amerikanische Inkarnation eines der populärsten Monster der Filmgeschichte anschauen und obwohl die Werbung verlauten lässt, dass der Film in 2D und 3D angeboten wird, kann man ihn in Magdeburg nur in 3D anschauen. Das ist schade, denn ich finde, dass 3D dem Film wirklich nichts gibt. Dazu ist es zu oft dunkel und vom Monster -Spoileralarm- sieht man eh nicht so viel.
Die Story in kurz (Mega-Spoiler-Alarm mit Sahne): Walter White (Bryan Cranston) wird Zeuge eines verheerenden Erdbebens (oder so)  in einem japanische Kernkraftwerk samt Kernschmelze und verliert dort seine Frau (Juliette Binoche). Jahre später räumt sein Sohn Kick-Ass (Aaron Johnson) beruflich Bomben und muss von Kalifornien nach Japan fliegen, um ihn aus dem Gefängnis zu holen, weil er weiter im abgesperrten Gebiet rumstochert. Bald kann er beweisen, dass es kein Erdbeben war sondern ein Monster, das sich von Strahlung ernährt. Vater und Sohn sehen das Monster erwachen und fliehen, während Professor Watanabe langsam merkt, dass er nix verstanden hat. Walter wird erschlagen, sein Sohn befragt und dann nach Hause geschickt. Die Armee will das Monster verfolgen und erledigen, da erscheint unverhofft ein zweites Exemplar in Las Vegas und es wird klar, dass sich hier Männlein und Weiblein suchen um sich zu vermehren. So hinterlassen beide eine Schneise der Vernichtung auf dem Weg zum Nachwuchs zeugen. Und während die Kamera mehr Zeit auf nebensächlichen Charakteren wie eben Kick-Ass, seiner Frau von den Olsen-Zwillingen, dahergelaufenen Bälgern oder der vollständig überforderten US Army verbringt, nähert sich unbemerkt das titelgebende Monster dem Schauplatz in der Nähe von San Francisco. Die Armee hat zwei, drei dämliche Ideen die Monster zu stoppen, verhindern dabei aber nur die Flucht von Zivilisten und vernichten einiges an Equipment. Allein R’as al Ghul (Ken Watanabe) alias Dr. Serizawa sagt die weisesten Worte des Films: ‘Lasst sie kämpfen’. Und das machen die Monster dann auch in etwa der letzten halben Stunde des Films mit dem zu erwarteten Ausgang, den man aus 28 japanischen Filmen seit 1954 zur Genüge kennen sollte.
Niemanden interessieren die Charaktere in einem Monsterfilm. Das versteht der moderne amerikanische Film scheinbar nicht, wo doch der Protagonist jedes Films mit der gesamten Erzählstruktur so eng verwoben sein soll. Deshalb ging es schon in Emmerichs Godzilla weniger um das Monster als um Matthew Broderick, seinen Schwarm und den französischen Geheimdienst. Edwards Godzilla (der eine Trilogie werden soll) wurde offenbar massiv von den US-Streitkräften gesponsert und kriegt diesen Part auch nur leidlich besser hin. Geht doch einfach aus dem Weg, wenn sich erwachsene Monster auf die Nuss geben wollen! Positiv fällt der Wissenschaftler auf, der einsieht, dass er nichts verstanden hat und der Natur ihren Lauf lassen will. Zumindest das ist ein bekanntes Muster. Ebenso das Monsterdesign, dass sich stark am Original orientiert und leider eben nur selten zur Geltung kommt, weil die Kamera häufig offenbar nur zeigen will, was Menschen vor Ort auch gesehen hätten und da ist halt viel Rauch, Nebel und Dunkelheit Pflicht. Dass aber irgendwelche arbiträren Personen im Laufe des Films auftauchen um zu retten oder gerettet zu werden (oder zu sterben) ist angesichts der massenhaften Zerstörungen einfach unnötig, zu keinem dieser Charaktere baut man irgendeine tierschürfende Verbindung auf. Und das braucht man auch nicht, die japanischen Filme legen meiner Meinung nach darauf keinen Wert, zumindest arbeitet man dort oft mit Stereotypen, die eben eine narrative Funktion erfüllen aber sonst nix. Und die Katastrophe nimmt trotzdem ihren Lauf. Insofern ist der Film sicherlich gelungen, mit tollem Fanservice an einigen Stellen, aber ansonsten: Not quite there yet!
Government by News Leak
Der zweiter Film in der Reihe war schon länger auf der Liste, den Wikileaks-Film mit Benedict Cumberbatch wollte ich schon allein wegen eben diesem mal gucken. Daniel Brühl liefert zusammen mit Cumberbatch eine tolle Performance  ob der recht geraden Story ab: Julian Assange und Daniel Berg treffen aufeinander und basteln zusammen Wikileaks, eine Plattform zur Veröffentlichung von geheimen Dokumenten, die ihre Whistleblower schützt, weil sie sie gar nicht kennt. Im Film begleiten wir beide durch die Zeit in der Wikileaks bekannt wurde bis hin zu den Veröffentlichungen Collateral Murder, den Afghan Warlogs und Cablegate. Der Film zeigt, wie die Ideale der beiden Protagonisten auseinander gehen und man sich letztendlich wenig einvernehmlich trennt. Der Film basiert auf den Büchern von Domscheit-Berg (Inside Wikileaks) und zwei Guardian-Autoren (WikiLeaks: Inside Julian Assange’s War on Secrecy), erhebt aber sicherlich, wie z.B. the Social Network, keinen Anspruch auf historische Akkuratesse. Trotzdem ganz spannend, wenn man bedenkt, dass nicht zu stark übertrieben wird (in der Darstellung der Technik z.B., auch wenn Paranoia geschürt wird, indem irgendwelche Leute auf einmal Nahaufnahmen kriegen) und die Auseinandersetzungen der beiden Charaktere sehr anschaulich inszeniert werden. Der Film ist außerdem unter starker deutscher Beteiligung entstanden, was noch ein Grund ist, warum man sich das mal anschauen sollte. Julian Assange hatte Cumberbatch übrigens in einem offenem Brief von dem Projekt abgeraten.
Ausgang Bühne links…
Und zum Schluss war ich nicht nur im (Home-)Tschinema sondern auch mal im Schauspielhaus und habe mir auf Einladung die Satire Das Streben nach Glück von Richard Dresser angeschaut. Das Stück ist eine Kritik am verfassungsrechtlich verordneten Recht in den USA, dass jeder nach dem Glück streben können soll (Pursuit of happiness). Gezeigt wird das anhand einer kleinen Familiengeschichte, die Tochter soll aufs College, will aber nicht, der Vater arbeitet im Büro und hat keine Freunde und die Mutter will ihre Tochter auf dem College sehen, das auch Sie besuchte und ist bereit dafür viel auf’s Spiel zu setzen. Die Inszenierung ist nah an der Sitcom und sehr minimalistisch, weil aber auch die Stärke im Text liegt, so war zumindest mein Eindruck. Für eine bissige Satire, muss ich aber sagen, fehlte mir ein wenig das Übertriebene, das ja gerade auch in den USA eh zum guten Ton gehört. Die eigentlich tollen Charaktere hadern alle mit Glück oder Unglück auf ihre eigene Weise und erwartungsgemäß löst sich alles am Ende recht vorhersehbar auf. So eine richtige Achterbahn der Spannung, der Emotionen oder auch der Komik schien mir das nicht, aber vielleicht liegt’s auch nur an den Sehgewohnheiten. Auf alle Fälle eine sehr tolle schauspielerische Leistung, daher spreche ich eine Empfehlung aus. Das war sie.
Demnächst werde ich nochmal irgendwann meine Meinung zu Tropico 5 aufschreiben, das würde hier definitiv den eh schon erweiterten Rahmen sprengen.