Ich habe mir in der kleinen Weihnachtspause neben einigen anderen Spielen, die auf meiner Liste standen, auch Minecraft zu Gemüte geführt und bin prompt ein wenig süchtig geworden. Dem Minecraft-Hype bin ich, wie so ziemlich jedem Hype in den letzten zehn Jahren, aus dem Weg gegangen, aber irgendwann muss man ja mal schauen, was es damit eigentlich auf sich hat. Immerhin hat das Indie-Klötzchenspiel von Erfinder Markus „Notch” Persson nicht nur Verkaufsrekorde (alle Versionen insg. 56 Mio. Exemplare) gebrochen sondern ein ganzes Genre der Survival-Crafting-Spiele begründet (und damit zig Klone heraufbeschworen) und das Early-Access-Modell salonfähig gemacht. Irgendwas muss also dran sein…
Was ist das eigentlich?


Und es hört nicht auf. Denn man kann mit dem sogenannten Redstone verschiedene Maschinenteile und damit komplexe logische Schaltungen craften. So lassen sich fast alle vorgenannten Aufgaben automatisieren. Auf Youtube finden sich zig Modelle von unterschiedlichen automatischen Farmen, Transportsystemen (Eisen + Stock = Schiene, Loren aus Schienen, Gold + Stock + Redstone = Antriebsschiene). Die Welt ist scheinbar endlos und mit jedem Update werden z.T. auch neue Materialien und Gegenstände eingeführt. Später kann man ins Nether, quasi eine Form von Hölle, reisen oder ans Ende von allem und begegnet neuen Monster und Materialien. Das ultimative Ziel (wenn man sich kein eigenes setzt) ist, den Enderdrachen zu finden und zu besiegen.
Mods und mehr(-spieler)




Im Abenteuer-Modus kann man zuvor erstellte Welten von anderen Spieler durchspielen lassen. Kinder der Achtziger erinnern sich vielleicht noch an 4D Sport Driving aka Stunts, ein Rennspiel mit Streckeneditor, in dem man recht komplexe Parcours zaubern konnte (mit Loopings und Rampen) und danach in 3D mit dem Wagen bestehen musste. So ähnlich funktioniert das auch in Minecraft, man kann also mit den vorhandenen Bauteilen für Maschinen z.B. einen Dungeon mit Fallen errichten und dies dann als Rätselnuss anderen Spielern anbieten. Mit eingebauter Unterstützung für Twitch und einigen Mods für Videocapturing ist es auch kinderleicht einen Livestream abzusetzen oder Let’s Play-Videos aufzuzeichnen. Es ist also scheinbar kein Zufall, dass die LP Szene Minecraft seit Jahren stark zugetan ist.
Ebenso beeindruckend finde ich, dass das Spiel selbst keinerlei Tutorial oder Anleitung enthält, aber die Community ein sehr detailliertes Wiki erstellt hat, dass man gerade zu Beginn immer wieder konsultieren sollte (und muss).
Ebenso beeindruckend finde ich, dass das Spiel selbst keinerlei Tutorial oder Anleitung enthält, aber die Community ein sehr detailliertes Wiki erstellt hat, dass man gerade zu Beginn immer wieder konsultieren sollte (und muss).
Craften in der Schule
Und weil Minecraft eben wegen des Potentials für Kreativität so viel Spaß macht, kann es auch im Unterricht verwendet werden. Viele tolle Beispiele dafür findet man online und es gibt sogar eine eigens für den Bildungskontext entworfene Version, mit der man insbesondere recht einfach einen Server aufsetzen kann, um mit einer Gruppe in Minecraft aktiv zu werden. Außerdem können Lehrer mit erweiterten Werkzeugen das Spiel zu einem großen Teil kontrollieren und steuern. Damit sind Welten möglich, in denen die Schüler gemeinsame Projekte verwirklichen können oder sich durch von Lehrern designte Welten rätseln oder bauen. Wem eine Welt wie Second Life zu komplex (und zu unberechenbar) ist, kann in Minecraft ein Werkzeug finden, was wesentlich leichter zu beherrschen und damit eher für die Masse geeignet ist. Wer sich inspirieren lassen will, was alles möglich ist, sollte mal nach “minecraft edu” googeln.
Gut geklont ist halb gewonnen?
Jede gute Idee wird sooft kopiert, bis man nicht mehr weiß, was eigentlich das Original ist. Deshalb findet man diverse Spiele, die entweder das Spielkonzept von Minecraft übernommen haben oder zumindest Elemente davon. Das Genre der Survivalspiele hat es vor Minecraft (soweit ich weiß) so gut wie nicht gegeben, mittlerweile gibt es sie in 2D (Craft the World) oder 3D (Fortresscraft), in  Egoperspektive mit realistischer Grafik (H1Z1, DayZ) oder mit isometrischer Comicgrafik (Don’t Starve). Man erleidet Schiffbruch auf einsamen Inseln (Stranded Deep), die Zombieapokalypse hat die Welt dahingerafft etc. etc. Scheinbar gibt es derzeit noch genug Publikum für all diese Spiele. Auffallend viele davon sind noch in einer frühen Phase und erproben ebenfalls das Early-Access-Modell, wollen damit also ganz offenbar ziemlich schamlos vom Erfolg profitieren. Daher ist Vorsicht geboten, wenn man einem dieser Titel begegnet, sollte man unbedingt Probe spielen oder sich wenigstens ein Let’s Play anschauen.
Zu Minecraft hingegen kann ich nur uneingeschränkt raten, das Spiel ist nun auch schon seit 2011 veröffentlicht, wird aber bis heute weiterentwickelt, auch nachdem Microsoft Mojang übernommen und der Hauptentwickler sich anderen Projekten gewidmet hat. Für 20 Euro kauft man sich hier auch recht günstig ein, wie ich finde. Selbst wenn man vorher kein Fan von Aufbauspielen war, Minecraft lohnt sich trotzdem und ist letztendlich auch ein weitere Beweis dafür, dass Computerspiele auch konstruktiv sein können. Und nun noch ein Let’s Play von Gronkh, zum Kennenlernen. 😉