Seit etwa einem Monat nutze ich den Musikstreamingdienst von Apple mit dem kreativen Namen Apple Music. Die Idee dabei ist simpel und auch ein längst etabliertes Geschäftsmodell: Anstatt Musik von einem Onlinehändler zu kaufen hat man mit der Zahlung von in diesem Fall 9,99 € monatlich die Möglichkeit auf eine große Bibliothek von Musik zuzugreifen und davon zu hören, was immer beliebt. Im Fall von Apple Music ist das eine ziemlich beachtliche Mediathek, zusätzlich gibt es thematische Radiosender, eine Art Social Network namens Connect um Künstlern zu folgen und tolle Musik zu teilen. Klingt gut soweit?
Apple Music ist scheinbar das Ergebnis des Kaufs von Dr. Dres Musikfirma Beats und Apples Reaktion auf Spotify und Co., die für die jüngere Generation offenbar digitalen Musikkonsum neu erfunden haben. Wo der iPod und iTunes einst die einzige ernsthafte Alternative zur Raubkopie war, gibt es heute zig Anbieter und ans Streaming hat sich Apple lange nicht heran getraut.
Technisch funktioniert das mit iTunes auf Mac und PC sowie auf allen aktuellen iEndgeräten recht gut. Unterstützung für das Apple TV kommt wohl im Herbst, außen vor bleibt lediglich mein altgedienter klassischer iPod, denn auf dem kann ich keine Musik aus Apple Music spielen. Folglich kann ich die Musik auch nicht herunterladen, brennen oder anderweitig nutzbar machen, wenn ich mich entschließen sollte, das Apple Music Abo zu kündigen. Schade eigentlich, aber damit wird auch gleich der Unterschied deutlich: Die Musik gehört anders als beim klassischen Kauf eben nicht mir. Während ich gekaufte Titel ohne DRM herunterladen (auch wiederholt) und auf anderen Geräten und Computern abspielen kann, geht das mit Apple Music nicht. Aber: Ökonomisch ist es sinnvoll. Einmal 10 oder 15 Euro pro Monat zu zahlen lohnt sich schon, wenn man nur zwei oder drei Alben im Monat hört. Noch eher allerdings, wenn man spontan mal Lust auf französische Chansons hat oder eine bestimmte Filmmusik. Andererseits könnte die Musik auch irgendwann aus der Mediathek verschwinden, was in unserer Wegwerfgesellschaft ja nichts Ungewöhnliches ist. Was dann? Insofern behandelt das Apple Ökosystem gekaufte Musik offenbar anders als die geliehene von Apple Music. Und es gibt auch nicht alles was der iTunes Store verkauft direkt bei Apple Music. Das sind sicherlich Details (wie Soundtracks aus den 1940er Jahren z.B.) und keine Hits, die aktuell hoch und runter dudeln. Aber trotzdem macht es Apple mir hier scheinbar unnötig kompliziert, oder?
Nicht ganz das Beste aus zwei Welten
Ich bin also etwas skeptisch. Im Moment gefällt mir das Angebot ganz gut, aber die Musik nicht auf dem iPod haben zu können (wenigstens solange das Abo gilt) stört mich schon. Andererseits ist damit wohl auch das Ende des alten iPod eingeleitet, der ja schon lange nicht mehr angeboten oder weiterentwickelt wird. Ist man also nun schon wieder von der Technik überholt? Oder richtet sich das Angebot am Ende nur an Gelegenheitshörer und nicht an Musikliebhaber wie mich, die zwar auch schon lange keine physische Musik mehr kaufen aber die digitalen Booklets und Extras etc. noch ganz gern haben und auch eine beachtliche Sammlung ihr eigen nennen? Man weiß es nicht.
Etwas ärgerlich ist auch, dass die neuen Funktionen iTunes wieder etwas komplexer macht. Neben den Genius Playlisten (basierend auf meiner Sammlung), meinen eigenen zahlreichen Listen, dem neuen/alten iTunes Connect (erinnert sich noch jemand an Ping ?), den Empfehlungen unter “Neu” und “Für Dich” (mit redaktionelle Listen, die oft ganz gut sind, die ich manchmal aber eh schon kenne) und den neuen Radiosendern, wird iTunes langsam etwas unübersichtlich. Wenn ich ehrlich bin, will ich nicht ein Stück von deren Musik, ich will meine Musik. Aber die Trennung geht schon bei der Suchmaske los Ich bin darum nicht sicher, ob das in die richtige Richtung geht. Aber ich befürchte, dass ähnlich wie damals iTunes Plus (das DRM-freie Format) der Apple Music-Way über die Zeit der Standard werden wird. Und wenn ich dann Zugriff auf die komplette Bibliothek (also auch den ganzen Backkatalog) bekommen und die Songs herunterladen und unabhängig von einem Abo nutzen kann, naja, dann wäre das vielleicht ein Alternative. Solange werde ich richtig tolle Alben wohl einfach weiter kaufen. Muss ja auch nicht bei iTunes sein.