In der Serie „Hauptstädte Europas erkunden“ hat es uns dieses Jahr nach Paris, Frankreich verschlagen. Geschichte, Kultur, einzigartige Sehenswürdigkeiten, all das findet man dort in großer Zahl. In knapp sieben Tagen haben wir, also mein Vater, mein Onkel und ich, wieder versucht mit wenig bis keinen Sprachkenntnissen unseren Weg in der Metropole zu finden. Wie das funktioniert hat, davon handelt mein kleiner Reisebericht (in 2 Teilen).
Nullter Tag – Anreise im Zug – 05. August
Weil Paris von uns nicht allzu weit entfernt ist (anders als Rom, wo wir im letzten Jahr waren), ist schnell klar, dass wir dorthin den Zug nehmen würden. Nicht nur spart man sich die Fahrt zu entsprechenden Flughäfen und den Sicherheitscheck, man hat auch weniger Einschränkungen was das Gepäck betrifft und sieht noch ein wenig von der Strecke. Wesentlich teurer ist es auch nicht, allerdings darf man’s nicht eilig haben, denn man ist schon seine acht bis neun Stunden unterwegs (wenn die Bahn nicht noch was drauf legt). Und so setzen wir uns am Mittwoch morgen um sieben mit einem IC – ohne den Wagen mit den reservierten Plätzen, darum in der ersten Klasse – gen Hannover in Bewegung. Dort angekommen wechseln wir in einen ICE nach Köln, von wo wir mit Thalys über Aachen, Lüttich und Brüssel zum Paris Gare du Nord chauffiert wurden. Glücklicherweise schafft es die Bahn ohne große Verspätung nach Köln, die Hinreise verläuft wie geplant und wir kommen gegen 16 Uhr entspannt und bei bestem Wetter in Paris an.
Der öffentliche Nahverkehr dort ist auf den ersten Blick nicht so recht zu durchschauen, aber Dank Google und der richtigen App fanden wir recht schnell unser Hotel im elften Arrondissement, das Best Western La Patio Saint Antoine. Von der Straße verkündet lediglich ein kleines Schild von einem Hotel, die tatsächliche Größe kann man von dort nicht sehen. Denn erst nachdem man die Rezeption und den Frühstücksraum passiert hat, steht man plötzlich in einem Hinterhof, der den Weg zu den drei Gästegebäude Cézanne, Berlioz und Debussy frei gibt. Wir haben eine Suite in Haus Debussy, deren Fenster leider zu einer Einbahnstraße und nicht zum gemütlichen Innenhof liegen. Die Zimmergröße ist ok, Paris hat üblicherweise recht kleine Zimmer zu bieten und mit drei, bei Bedarf auch vier Personen ist dort einigermaßen Platz. Die Ausstattung scheint angemessen: Bad, Dusche, kleine Küchenzeile, TV, Klimaanlage, alles wie erwartet und rückblickend sehr zu empfehlen.
Schnell auspacken, dann geht es raus für eine kleine Runde um den Block und natürlich für das erste Abendbrot. Zur Feier des Tages gehen wir in eine lokale Pizzabude (obwohl Reiseführer davor warnen, dass Pizzen nicht die Stärke der Franzosen seien) und das sollte ein Vorzeichen für die nächsten Tage sein. Danach erkunden wir noch ein wenig die Gegend um den Place de la Nation, von hier werden wir unsere Erkundungstouren perfekt starten können, da mehrere Metrolinien und die RER A sich dort kreuzen.
Erster Tag – Donnerstag – 06. August
Nach einem reichhaltigen Frühstück gegen 9, bei dem wir uns am etwas beengten Buffet erfolgreich gegen die internationalen Mitgäste durchsetzen konnten, machen wir uns zu einem Fußmarsch auf. Das Wetter ist erschreckend gut, wir werden überhaupt eigentlich jeden Tag strahlenden Sonnenschein und Temperaturen jenseits von 27 °C erleben. Erstes Ziel soll die Kathedrale Notre-Dame sein, dazu setzen wir uns in Richtung Place de la Bastille in Bewegung, bewaffnet mit Sonnencreme, Mützen und Fotoapparat. Hier ist mitten in der Woche natürlich ein munteres Treiben, gegenüber der Opera Bastille findet ein Wochenmarkt statt und es herrscht mäßiger Verkehr.
Wir laufen weiter entlang des Canal de Saint Martin bis zum Hafen L’Arsenal. Der Kanal, der sich über mehr als 4 Kilometer erstreckt und ab dem Place de la Bastille im Tunnel verläuft, mündet dort in die Seine und damit befinden wir uns schon am Fluss mit unzähligen Brücken.
Dem müssen wir einfach nur nach Nordosten folgen um in der Ferne schon die Kathedrale Notre-Dame zu erblicken.
Das Gebäude ist von einem kleinen Park umgeben, der auch schon von vielen Touristen belagert wird.
Richtig voll wird es aber erst auf dem Platz vor der Kathedrale wo gegen elf schon tausende Besucher in einer beachtlichen Schlange auf kostenlosen Eintritt hoffen. In regelmäßigen Intervallen halten auch Sightseeing-Busse und laden weitere Touristen ab, uns wird klar, dass wir da nicht so schnell hereinkommen werden und wollen das auf später verschieben. Stattdessen wandern wir weiter an der Seine entlang, wandern unterhalb der Pont Neuf und wechseln von den Flussinseln dann auf die linke Seite, wo zahlreiche Händler Bücher, Postkarten, Andenken und andere Waren feil bieten. Auf der anderen Seite kann man den Louvre erahnen, den Tuileriengarten und dann den Place de la Concorde.
Auf unserer Seite kommen wir am Armeemuseum nebst beeindruckenden Vorplatz, am Musée D’Orsay und am Musée de quai Branly vorbei. Von dort aus kann man den sogar schon den Eiffelturm erkennen. Dort angekommen, es ist schon so gegen drei Uhr, sind wir abermals mitten im Touristenmekka angekommen, in einem weiten Umkreis um den Eiffelturm lagern die Touristen in den Grünflächen und auf den Bänken, unterhalb des Turms ist eigentlich gar kein Durchkommen und da auch die Bootsanlegestellen in der Nähe sind, sind die Touristen auch dort, auf der Brücke und auf der anderen Seite des Flusses in rauen Mengen vertreten. Wir bekommen einen guten Eindruck, was uns hier noch erwarten wird.
Den Rückweg legen wir nur noch teilweise zu Fuss zurück, allerdings wird es aufgrund einiger Bauarbeiten schwierig eine funktionierende Metrostation zu finden. Die App ist dabei auch keine große Hilfe. Bei einer kühlen Limo (zu in Paris üblichen recht gesalzenen Preisen) schnaufen wir kurz durch, um dann die Metro aufzusuchen und erstmal ins Hotel zurückzufahren. Nach einer Ruhepause im Hotel geht’s abends ins God Save The Kitchen zum Abendessen, danach wandern wir nochmal ein Stück durch’s Viertel. Morgen geht es erst so richtig los.
Zweiter Tag – Freitag – 07. August
Der Plan für den ersten Tag orientiert sich an den Pässen, die wir zur Verfügung haben. In einem Paket haben wir uns den Paris Pass für Sehenswürdigkeiten, Museen und den öffentlichen Nahverkehr für die kommende vier Tage besorgt. Damit können wir mehr Einrichtungen besuchen als man in vier Tagen schaffen kann, aber wir geben unser Bestes. Heute soll es in den Louvre gehen, wir wollen eine Bustour machen (die gibt’s ja mittlerweile in jeder Hauptstadt Europas) und entschließen uns später noch den Arc de Triomphe zu besuchen.
Von der Station Nation gibt es eine Linie direkt zum Louvre, und so sind wir nach 15 Minuten Fahrt vor Ort. Wir gehen nach oben aber man kann auch von der Station über Tunnel direkt in die Einkaufsgalerie du Caroussel und so in den Louvre gelangen. Das schauen wir uns aber später an. An der langen Ticketschlange gehen wir mit unseren Pässen selbstbewusst vorbei und kommen so schnell in die Vorhalle unterhalb der berühmten Glaspyramide, die sich in der Mitte des Geländes befindet. Der Louvre besteht aus den drei Flügeln Denon, Sally und und Richelieu. Besonders beliebt ist der Denon-Flügel denn hier findet man unter anderem die europäische Kunstgeschichte aus fünf Jahrhunderten und darunter auch die ikonische Mona Lisa von Leonardo da Vinci. Sich dorthin vorzukämpfen ist nicht ganz einfach, weil Scharen von Touristengruppen, darunter viele mit Führungen, die ihre Leute in atemberaubender Geschwindigkeit durch die Gänge jagen, in die selbe Richtung wollen. Insbesondere rund um die Mona Lisa, die dem letzten Abendmahl gegenüber hängt drängeln sich die Fotowütigen. Die anderen Flügel sind auch gut besucht, aber nicht so überlaufen. Wir schauen uns die Fundamente des mittelalterlichen Louvre im Bereich des Sully-Flügel an, wo auch ägyptische Stücke ausgestellt sind. Natürlich kann man einen ganzen Tag im Louvre verbringen, weil wir aber nicht soviel Zeit haben gehen wir neben den großen Kunstwerken noch die Gemächer Napoleons besuchen. Dann – nach etwa zwei bis drei Stunden – verlassen wir den Louvre, denn das Wetter ist viel zu schön und die Busfahrt im Doppelstockbus passt viel besser dazu. Dort sehen wir eigentlich alle typischen Touristenziele von Arc de Triomphe bis Pantheon.
Nachdem wir alle Punkte der Tour mitgenommen haben, steigen wir am Boulevard Champs-Elysées aus und unterqueren den Kreisverkehr am Place Charles-de-Gaules (eben jenen, den Ulrich Wickert auch überquerte) um uns an eine überschaubare Schlange am Arc de Triomphe anzustellen. Nach etwas Warten und einem Security-Check erklimmen wir die Stufen zur Spitze, immerhin auch ein paar hundert. Damit haben wir am zweiten Tag erstmals einen großartigen Rundblick über das kleine Paris.
(Achtung: Infopunkt!) Tatsächlich beherbergt Paris auf nur 105,40 km² ca. 2,2 Mio. Einwohner (zum Vergleich: in Berlin sind es 891,68 km² mit 3,4 Mio. Einwohnern), die Bevölkerungsdichte ist also enorm und die Fläche überschaubar. (Infopunkt Ende).
Nach dem Abstieg verlassen wir die überlaufenen Teile Paris’ und gehen erstmal wieder ins Hotel zurück, nach kurzer Erholung geht’s zum Abendessen.
Dritter Tag – Samstag – 08. August
Etwas außerhalb von Paris (wenn auch mit dem Zug recht gut in ca. einer Stunde zu erreichen) liegt Versailles, eines der wohl berühmtesten Schlösser der Welt und der ultimative Touristenmagnet, wie wir schnell feststellen. Als wir aus dem überfüllten Zug aussteigen schieben sich schon Massen mit uns in Richtung des Schlosses und auch die beeindruckende Szenerie täuscht nicht darüber hinweg, dass sich schon eine beachtliche Schlange vor dem Eingang gebildet hat. Auch die Tatsache, dass wir mit Paris Pass unterwegs sind und damit schon ein Ticket in der Tasche haben, hilft uns hier nicht. Wir müssen durch die Sicherheitsschleuse und damit in die Schlange. Dort verbringen wir dann auch gut eine Stunde (oder länger) und mäandern gemütlich vor uns hin, wer schneller hinein will, besonders in der Touristensaison, sollte einfach früher da sein.
Beeindruckend ist allerdings auch schon der Hof zwischen den goldenen Portalen, von dem aus man auch in den Garten des Schlosse gehen kann.
Drinnen angekommen, es ist erstaunlicherweise ähnlich voll wie draußen, besorgen wir uns einen Audioguide und beginnen die Wanderung durch die prunkvollen Räume. Hier hatten die französischen Könige alles, was sie brauchten, Kapelle, diverse Empfangszimmer, Schlafräume, Jagdzimmer. Die lange Spiegelhalle ist natürlich besonders beeindruckend, wer hätte im Zeitalter des Staubsaugers nicht gern so einen langen Flur. 😉
Schon allein aufgrund der Größe ist man eine Weile unterwegs, außerdem haben wir ja schon draußen relativ viel Zeit verbracht, weshalb wir nach der Hauptausstellung lediglich noch einen Blick in den Garten werfen wollen. Dort kostet der Zutritt (entweder aufgrund einer Veranstaltung oder grundsätzlich, dass ist nicht so ganz klar) aber extra und das ist es uns dann doch nicht wert, zumal die Zeit schon fortgeschritten ist. Wir schlendern wieder zurück, nehmen einen kleinen Snack und gehen dann zum Bahnhof. Dort werde ich gleich von einem Mitarbeiter abgepasst, der offenbar eine Fahrgastbefragung (ob’s dafür ein französisches Wort gibt?) durchführt und mich kurz durch einen Fragebogen auf dem Tablet geleitet und sich sehr erleichtert am Schluss bedankt. Dann geht’s in die RER C und zurück in die Stadt. Bis zum Abendessen schaffen wir an diesem Tag keine Sehenswürdigkeit mehr, aber nachdem wir lecker gespeist haben, können wir die restlichen Tage planen.
Weiter geht’s dann nächste Woche mit dem zweiten Teil mit Besuchen bei Amelie, beim Weintrinken und auf einem sehr hohen Stahlgerüst.