In der Serie „Hauptstädte Europas erkunden“ hat es uns dieses Jahr nach Paris, Frankreich verschlagen. Geschichte, Kultur, einzigartige Sehenswürdigkeiten, all das findet man dort in großer Zahl. In knapp sieben Tagen haben wir, also mein Vater, mein Onkel und ich, wieder versucht mit wenig bis keinen Sprachkenntnissen unseren Weg in der Metropole zu finden. Wie das funktioniert hat, davon handelt mein kleiner Reisebericht (siehe hier Teil 1).
Vierter Tag – Sonntag – 09. August
Der Montag ist wieder vollgepackt: Zunächst wollen wir gemütlich ins Marinemuseum am Trocadero. Danach geht’s um drei zu einer kleinen Weinprobe in der Innenstadt und danach schauen wir mal. Immerhin ist Sonntag und man kann’s ja auch mal ruhig angehen lassen
Auf dem Weg ins Museum steigen wir unterwegs nochmal aus, um beim Hard Rock Café vorbeizuschauen. Mein Onkel kauft auch eines der berühmten T-Shirts, wie es sich gehört. Danach geht’s weiter zum Trocadero und dem Museum. Neben einem direkten Blick auf den Eiffelturm findet man hier auch das Musée de l’Homme. Wir schauen uns aber lieber Schiffe an und da hat das Musée National de la Marine einige zu bieten, hauptsächlich allerdings in Form von Modellen und Gemälden. Die Sammlung umfasst die lange Geschichte der Seefahrt von der Galeere über Segelschiffe bis hin zum Flugzeugträger. Insbesondere die detaillierten Lehrmodelle, die tatsächlich mal zur Ausbildung von Seefahrern verwendet wurden, sind interessant anzuschauen. Und man findet durchaus auch die moderne Schifffahrt mit Informationen und auch Dokumentationen zur aktuellen Ausrüstung der Marine. Das ist sicherlich nicht für jeden etwas, aber wer Schiffe mag, sollte hier glücklich werden. Nach ca. zwei Stunden sind wir vollends marinisiert und kehren zurück zur Metrostation.
Denn jetzt wird’s alkoholisch.
In einer einstündigen Weinprobe in der Weinbar O Chateau in der Nähe des Louvre erklärt uns ein sehr gut gelaunter Sommelier (asiatischer Abstammung auf Englisch mit französischem Accent) die Grundregeln französischer Weinkunst: Anbaugebiete, Grundbegriffe, wie man ihn probiert und natürlich wie man ihn korrekt trinkt. Insgesamt eine sehr spaßige Veranstaltung mit (zum Glück nur) drei verschiedenen Weinen, von denen mir der erste, ein Muscadet, so gut schmeckt, dass ich eine Flasche kaufe und mit nach Hause nehme. Vielleicht werde ich ja doch noch ein Fan von weißen Weinen. Auf jeden Fall ist es einen Besuch wert, man muss sich aber vorher einen Platz reservieren, was aber auch online geht. Es gibt auch größere Weinproben, wer sich also in der Gruppe so richtig weg zimmern will, kann das für ein paar Euro ebenfalls tun.
Im Anschluss, gegen 16 Uhr, beschließen wir nochmal zum Louvre zu gehen und uns dort anzusehen, was wir beim letzten Mal ignoriert haben: Das Einkaufszentrum im Rondell. Und obwohl es Sonntag und draußen schönes Wetter ist sind die Geschäfte unter dem Louvre allesamt gut besucht. Man findet jede große Marke die man sich denken kann. Wir gucken uns aber nur den niedlichen Apple Store von innen an und bestaunen ein paar der anderen Schaufenster von außerhalb. Für die Damenwelt sicher eine wichtige Sehenswürdigkeit in Paris. 😉
Fünfter Tag – Montag – 10. August
Der fünfte Tag steht ganz im Zeichen der ablaufenden Pässe. 🙂 Denn nur noch heute können wir unseren Paris Pass nutzen. Daher ist eine Bootsfahrt auf der Seine für den Nachmittag geplant, vormittags machen wir uns auf den Weg zum Montmartre und zur Kathedrale Sacré-CÅ“ur.
Auf dem Weg kommen wir (per Metro) an Pigalle vorbei, dem Vergnügungsviertel von Paris. Unsere Reise endet direkt vor dem Moulin Rouge, wo auch heute immer noch der Can-Can getanzt wird. Das können wir leider nicht erleben (zehn Uhr vormittags ist auch die falsche Zeit), daher besteigen wir einen kleinen Touri-Zug für eine kurze Montmartre-Tour. In diesem Viertel haben früher zahlreiche Künstler gewohnt und nach dem Film „Die fabelhafte Welt der Amélie“, der hier spielt und auch gedreht wurde, hat das Viertel noch an Popularität gewonnen. Allerdings nur bei den Touristen, denn das Wohnen kann man hier mittlerweile, zumal als armer Künstler, nicht mehr bezahlen. Einige der Drehorte sehen wir auf der Tour, unter anderem das Café des 2 Moulins. Die teilweise steilen Gassen und malerischen Gebäude des Viertels strahlen immer noch ein gewisses Flair aus, aber das moderne Paris ist auch hier natürlich angekommen.
Das Ende der kurzen Tour ist Sacre-CÅ“ur und hier sind wieder Himmel und Menschen unterwegs. Wir schauen uns erstmal die Umgebung an und treten dann in die Kirche selbst ein, wo – für montags vielleicht eher unüblich – ein Gottesdienst abläuft. Man wird – touristenkompatibel in mehreren Sprachen – gebeten Stille zu bewahren und nicht zu fotografieren. Die meisten Besucher können aber scheinbar leider nicht lesen. Und zugegeben, das Innere ist schon beeindruckend, aber wer es wirklich sehen will muss halt hinfahren. Ich fotografiere nicht sondern bewundere die Ausstattung sowie die zahlreichen Optionen, die die Gemeinde offenbar gefunden hat, um die Touristen um eine Spende zu bitten.
Nachdem wir eine Runde gedreht haben, teilen wir uns auf: Mein Onkel erkundigt die Umgebung unten rum während mein Vater und ich der Kirche auf’s Dach steigen. Das wird der zweite beeindruckende Rundblick, etwas höher als der Triumphbogen und auch etwas anstrengender zu erreichen. Richtig anstrengend finde ich es allerdings erst wieder unten, denn die Pariser haben die touristischen Möglichkeiten erkannt und fahren nicht nur mit allen Mitteln die Gäste auf den Hügel, sondern ziehen Ihnen dort mit einem Markt, diversen Restaurants und so weiter das Geld aus den Taschen. Besonders auffällig sind die zahlreichen Straßenkünstler, die Zeichnungen und Gemälde anbieten oder den Kunden selbst in Szene setzen wollen. Dem entziehen wir uns rasch und gehen lieber die berühmten Treppen vom Montmartre nach unten. Hier streifen wir noch etwas durch die Straßen und machen uns dann gemütlich auf den Weg zur nächsten Metrostation. Denn für den zweiten Teil des Tages wollen wir die Möglichkeit einer Bootsfahrt auf der Seine nutzen.
Die Anlegestelle befindet sich nahe des Eiffelturms und wird, wie wir beim Eintreffen feststellen, rege besucht. Wieder einmal heißt es: Schlange stehen. Und während wir in der Pariser Sonne warten, überlege ich, ob es nicht witzig wäre, mit den hunderten hier versammelten Menschen wie in einer Art Flashmob das Lied „Do you hear the people sing“ anzustimmen. Stattdessen besteigen wir aber nach etwa 45 Minuten das Boot und lassen uns den Fluss entlang schippern. Dabei sieht man zwar nichts neues (es ist in etwa derselbe Weg, den wir am Donnerstag per pedes zurück gelegt hatten), aber dafür hat man die Freude des Wiedersehens.
Wir beschließen den Abend nach der Bootstour und einer kleinen Pause im Hotel wieder mit einem zünftigen Abendessen und stellen beim Wein ein wenig ernüchtert fest, dass morgen schon unser letzter voller Reisetag ist.
Sechster Tag – Dienstag – 11. August
Sechs Tage sind wir schon in Paris und heute wird noch einmal alles rausgeholt: Für den Nachmittag haben wir unseren Einzug auf den Eiffelturm geplant, die Tickets müssen wir von einem Guide vor Ort kurz vorher einsammeln. Den Vormittag lassen wir wieder etwas ruhiger angehen und beschließen den Tuilleriengarten zu besuchen. Diese recht große öffentliche Grünfläche liegt zwischen dem Place de La Concorde und dem Louvre. Hier hat man offenbar eine Menge Restauration- und Bauarbeiten geleistet, zahlreiche neue Bäume sind gepflanzt worden. Ein Teil des Parks wartet mit Fahrgeschäften wie einem Riesenrad und Autoscooter auf, während der größte Teil des Parks mit viel Grün, langen Baumreihen, kleinen Teichen, Rasenflächen und zahlreichen Sitzgelegenheiten die Besucher anzieht. Tatsächlich sitzen hier reihenweise Gruppen, einige diskutieren, andere gönnen sich in Ihrer Mittagspause einen Snack und schnappen dabei frische Luft. Auch wir lassen uns einige Zeit hier nieder und genießen einfach die Ruhe in mitten der hektischen Stadt. Wir wandern noch etwas weiter den Champs Elysees entlang, machen einen kleinen Schlenker am Elysees-Palast, der von entspannten aber bewaffneten Polizeibeamten gut bewacht wird. Dann setzen wir uns langsam in Richtung Eiffelturm in Bewegung, da der sich auf der anderen Seite des Flusses befindet, kürzen wir den Weg mit der Metro etwas ab.
Kleiner Exkurs: Besonders stolz sind die Franzosen offenbar auf die Rolle des Turms während der deutschen Besatzungszeit im 2. Weltkrieg. Denn noch bevor die Deutschen den Turm erreichen konnten, hatte man die Aufzugkabel abgetrennt, so dass deutsche Soldaten und Adolf Hitler nur über Treppen auf den Turm kamen. Eine viel zu große Naziflagge, die auf dem Turm gehisst worden war, hatte der Wind binnen weniger Stunden weggeweht. Beim Besuch Hitlers in Paris vermied er es dann letztendlich den Turm zu besteigen. Nach der Befreiung der Stadt durch die Alliierten seien die Aufzüge dann schnell wieder einsatzbereit gewesen.
Wir haben derlei Probleme nicht zu erwarten, allerdings müssen wir durch die Sicherheitsschleuse, bei der wir einerseits unter Wasserzerstäubern warten müssen und mein Vater bei der Kontrolle sein Schweizer Taschenmesser einbüsst.
Zusammen mit unserer Gruppe geht’s dann im Expressaufzug in den zweiten Stock. Der Turm hat drei zugängliche Plattformen, um auf die dritte (und höchste) Plattform zu kommen, muss man zum einen ein gültiges Ticket haben (es gibt auch Tickets nur für den ersten und zweiten Stock) und dann in der Schlange zum entsprechenden Aufzug stehen. Auch das wäre wieder ein „Do you hear the people sing“-Moment. Die Aussicht von oben ist, wie zu erwarten ist, sehr beeindruckend. Man kann sogar komplett überdacht in Sicherheit bleiben, oder die Treppe nach oben nehmen, um unter freiem Himmel den Blick zu genießen. Es gehört ferner zu einem vernünftigen Aufenthalt in Frankreichs Hauptstadt definitiv dazu, dass man den Eiffelturm in die Innenstadt bei Nacht gesehen hat. Darum bleiben wir nach unserem Abstieg vom Turm in der Nähe, kaufen in einem nahegelegenen Supermarkt ein paar Getränke, essen in einem italienischen Restaurant zu Abend und gehen dann wieder zum Eiffelturm um die Dämmerung abzuwarten. Paris bei Nacht ist dann nochmal ein toller Abschluss für unsere Reise, wir wandern unterm Eiffelturm hindurch und noch ein wenig an der Seine entlang, bevor wir ein letztes Mal zurück zum Hotel gondeln.
Siebter Tag – Zurück nach Deutschland
Am letzten Tag fährt der Zug schon um 12 Uhr los, weshalb außer Frühstück und Packen nicht mehr viel geschieht. Nach dem fröhlichen Auschecken und letzten Fotos vom grünen Innenhof, schlurfen wir mit unseren Koffern auf Rollen ein letztes Mal zur Metrostation Nation um von dort zum Gare du Nord zu fahren. Das Wetter ist immer noch blendend, auch wenn es vielleicht ein oder zwei Grad kälter ist als vor einer Woche. Wir sind recht früh am Bahnhof, der Zug steht aber schon da. Wir verstauen das Gepäck und bald darauf rollen wir langsam gen Heimat. Wie bei jedem Urlaub ist die Zeit viel zu schnell vergangen, nicht alles was wir sehen wollten, haben wir auch geschafft.
Aber trotzdem sind hunderte Fotos und Erinnerungen entstanden, die wir alle mit nach Hause nehmen. Die Reise nach Deutschland verläuft ereignislos, wir erreichen Dortmund pünktlich unser Anschlusszug dort hat aber gleich Verspätung. Da der ICE dann auch in Hagen noch auf seine zweite Hälfte warten muss schaffen wir es leider nicht mehr rechtzeitig für unseren Anschluss nach Hannover und haben dort daher eine knappe Stunde Aufenthalt. Wir gehen einmal über den Bahnhofsvorplatz (den ich schon von einer früheren Reise kenne), stellen fest, dass Hannover optisch schwer überzeugen kann und warten dann auf den IC in Richtung Magdeburg. Erst gegen 21 Uhr treffen wir dann am Magdeburger Hauptbahnhof ein.
Und so endet mit einer Stunde Verspätung meine erste Reise nach Paris. Aber zum Glück bleiben ja noch einige andere Hauptstädte in der Welt übrig und auch Paris wäre definitiv noch eine weitere Reise wert. Mal schauen, wo es uns nächstes Jahr hin verschlägt.
Die komplette Auswahl an Fotos findet man übrigens auf meinem Flickr-Account. Kann man ja auch mal sagen.